Die Rückkehr der weißen Wölfe by Christopher Ross

Die Rückkehr der weißen Wölfe by Christopher Ross

Autor:Christopher Ross [Ross, Christopher]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Abenteuer
Herausgeber: Ueberreuter
veröffentlicht: 2015-12-20T16:00:00+00:00


12

Das Restaurant neben dem Motel war schäbig und die Bedienung, eine Frau mit stark blondierten Haaren, so schlechter Laune, dass sie kaum ein freundliches Wort über die Lippen brachte, aber die Eier waren gut und der Kaffee einigermaßen stark. Mehr brauchten Jessica und ihre Mutter am frühen Morgen nicht. Sie hatten beide schlecht geschlafen und wirres Zeug geträumt.

»Und es war derselbe Mann wie gestern?«, setzte Emily die Unterhaltung fort, die sie vergangene Nacht begonnen hatten. Sie trug Jeans und Pullover.

»Er sah jedenfalls so aus«, bestätigte Jessica.

»Der Wagen … hast du das Nummernschild erkannt?«

Jessica schüttelte bedauernd den Kopf. »Es ging alles so schnell. Und das Schneetreiben war viel zu stark. Ich konnte nicht mal erkennen, was für ein Wagen es war. Diese Geländewagen und SUVs sehen doch alle gleich aus.«

Ihre Mutter biss in ihren Toast und kaute bedächtig. »Wahrscheinlich war es gar nicht derselbe Typ. Ein Mann, der mit seinem Geländewagen am Straßenrand hält, ist in dieser Gegend nichts Besonderes. Vielleicht wollte er nur den Sturm abwarten. Oder er hatte vor, im Motel einzuchecken. Ein harmloser Fremder ohne böse Absichten. Wenn sich ein Mörder auf freiem Fuß befindet, sehen die Leute oft Gespenster. Es war dunkel, du bist nervös …«

»Er hat mich durch ein Fernglas beobachtet.«

»Bist du sicher?«

»Nein«, räumte Jessica ein. »Wie du schon sagst … es war dunkel und schneite heftig, ich war nervös … aber ich bilde mir ein, er hatte einen Feldstecher. Und als ich auf ihn zulief, legte er ihn schnell weg und fuhr davon.«

Emily spülte den Bissen mit etwas Kaffee hinunter. »Okay«, sagte sie, »ohne eine Beschreibung des Mannes oder seines Wagens und ohne die Nummer kann ich natürlich nichts machen, aber wir werden die Augen offen halten. Am besten bleiben wir immer zusammen. War sowieso reichlich dumm von dir, bei dem Wetter vor die Tür zu gehen. Wer war denn dran?«

»Mike … das weißt du doch.«

Emily lächelte. »Du magst ihn wirklich, was?«

»Sieht so aus.«

»Hör auf deine erfahrene Mutter und verrenne dich nicht in etwas, das du später bereuen könntest. Du weißt, dass ihr sehr weit auseinander wohnt. Vancouver und der Norden sind zwei grundverschiedene Welten, das weißt du doch am besten. Du bist mit deiner Schule beschäftigt und bleibst vermutlich in Vancouver. Mike kommt vielleicht an eine kleine Ranch oder er bekommt Arbeit in einer Werkstatt … Wer weiß, ob ihr euch jemals wiederseht?«

»Ich weiß, Mom. Ich weiß das alles.«

Emily musste grinsen. »Jetzt klinge ich wie eine richtige Mom, was? Ausgerechnet ich … verknallt sich auf ihre alten Tage in einen Waldläufer, der noch weniger zu Hause ist als Mike, und fährt ihm durch halb Kanada nach.«

»Wahre Liebe«, kommentierte Jessica spöttisch.

Sie blickten beide aus dem Fenster und beobachteten, wie jemand seinen Wagen neben ihrem Blazer parkte. Eine junge Frau, das war selbst in dem Schneetreiben zu erkennen. Sie schlüpfte im Wagen in ihren Anorak, stülpte sich eine Wollmütze über die Haare und stieg aus. Mit gesenktem Kopf rannte sie auf das Lokal zu. Erst als sie eintrat, bemerkten sie die große Sonnenbrille, die sie auch nicht abnahm, als sie sich an den Tresen setzte.



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